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Bilder von Holzhäuser Kirchenjubiläum

Klangraum des Lebens

Mit seiner Festpredigt zum Holzhäuser Kirchenjubiläum im Januar 2019 hat er viele beeindruckt. Die Idee dazu kam Probst Oliver Albrecht bei einem Kurzbesuch in Burgholzhausen - in der katholischen Kirche.

Das Bild der Kirche als Klangraum des Lebens ist vielen Besuchern des Jubiläumsgottesdienstes in Erinnerung geblieben. Oliver Albrecht erinnerte an die Menschen, die hier "gebetet und gesungen, geglaubt und gezweifelt, gelacht und geweint haben". Er machte deutlich, wie wichtig es ist, dass wir Menschen solche Orte haben, an denen wir uns Gott nahe fühlen können.

Albrecht stellte auch die Frage, ob wir nicht manchmal ein schlechtes Gewissen haben, dass wir diese Orte – unsere Kirche – so selten aufsuchen. Und er machte klar, dass unser christlicher Glaube nicht davon abhängt, ob wir sonntags aus Pflichtgefühl in die Kirche gehen. Sein Thema ist nicht "das Leben und der Gottesdienst", sondern "das Leben als Gottesdienst".

Christ sein dürfe keinen zusätzlichen Leistungsdruck bedeuten, keine Erfüllung einer Sonntagspflicht. Albrecht wünscht sich vielmehr einen "Glauben im Alltag – das ganz normale Leben als Gottesdienst – eben Christsein als Haltung".

Die Idee zu dieser Predigt kam ihm bei einem Zwischenstopp in Burgholzhausen, erzählt Oliver Albrecht. Auf der Rückfahrt von einem Besuch bei seiner Tante hat er hier Station gemacht und ist im Dorf spazieren gegangen. Die katholische Kirche war offen. Dort hat er eine Weile gesessen. "Da hatte ich das Gefühl, man kann den Gesang aus 300 Jahren hören", erzählt er.

Albrecht ist Seelsorger für 476 Pfarrerinnen und Pfarrer zwischen Offenbach und dem Limburger Land. Daher war die Predigt zum 300-jährigen Bestehen der beiden Holzhäuser Kirchen für ihn etwas Besonderes. Von seinem Besuch nimmt er mit, dass in diesem Ort nach den früheren Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen heute in Sachen Ökumene "etwas ganz Tolles passiert". (kr)

Zwei Kirchen werden 300 Jahre

Ein kleiner Ort und zwei neue Kirchen in nur einem Jahr. Holzhausen - einst fast im Fokus der Weltgeschichte - geht auch beim Jubiläum seiner Gotteshäuser seinen eigenen Weg.

Der Start vor 300 Jahren war aus heutiger Sicht alles andere als gelungen. Trotz der für die Zeit geradezu sensationellen Umstände. Das kleine Dorf Holzhausen am Rand der Wetterau erhielt binnen sechs Monaten gleich zwei neue Kirchen. Die knapp 300 Einwohner jedoch waren zerstritten. Aufgespalten in zwei Parteien - evangelisch-lutherische auf der einen und römisch-katholische auf der anderen Seite - standen sie sich unversöhnlich gegenüber.

Das hat sich inzwischen zum Glück geändert. Die Evangelische Kirchengemeinde Burgholzhausen und die Katholische Kirchengemeinde Heilig Kreuz feiern in den nächsten Monaten zusammen das Jubiläum ihrer beiden Kirchen. Gebaut vom gleichen Baumeister wurden sie 1718/19 innerhalb eines halben Jahres fertig gestellt.

In einer gemeinsamen Festschrift blicken die beiden Gemeinden kurz zurück auf die bewegte Geschichte Holzhausens - vor allem auf die Zeit rund um den Neubau der beiden Kirchen Anfang des 18. Jahrhunderts. Damals führten die konfessionellen Auseinandersetzungen sogar zu nächtlichen Militäroperationen und juristischen Scharmützeln beim Reichstag in Regensburg und vor dem Reichskammergericht.

Heute legen beide Gemeinden den Schwerpunkt viel stärker auf das, was Christen beider Konfessionen verbindet. "Ich wünsche mir von Herzen", sagt Pfarrer Rudolf Göttle von der katholischen Gemeinde Heilig Kreuz anlässlich des Doppel-Jubiläums, "dass wir Christen das, was wir für Menschen tun, immer mehr gemeinsam tun." Und seine evangelische Kollegin Gundula Guist sieht evangelische und katholische Christen gemeinsam in der Verantwortung. "Ein Jubiläum zu feiern, bedeutet in diesem Sinne nicht nur in die Vergangenheit zu schauen, sondern fröhlich in die Zukunft zu blicken."

Weitere Infos:

Download der Festschrift

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